Heute Nacht (am 10.9.2024) findet das erste Duell zwischen Kamala Harris und Donald Trump statt. Vor acht Jahren fanden die Duelle zwischen Trump und Hillary Clinton statt, die damals sehr viel Aufsehen erregt haben, weil Donald Trump einen sehr eigenwilligen Stil dabei verwendet hat (Auf Youtube gibt es sowohl die einzelnen Duelle als auch Zusammenfassung, wer das noch einmal nachsehen will).
Hillary Clinton hat dazu in der New York Times vor kurzem gesagt, dass Trump bei ihren Debatten einen Sturm an Unterbrechungen, Beleidigungen und Lügen losgelassen habe. Den Versuch, seine Argumente wie in einer normalen Debatte zu widerlegen, ist für sie Zeitverschwendung, weil es fast unmöglich zu erkennen ist, was seine Argumente überhaupt sind. Er beginnt mit Unsinn und schweift dann in Geschwätz ab.
Das hat sie (zumindest jetzt) gut erkannt, aber damals hat sie leider nicht wirklich die richtigen Ansätze dagegen gefunden. Und auch wenn viele von uns Trump hier als unsympathisch und unmöglich erlebt haben, hat es ihm – wie wir wissen – nicht geschadet, sondern eher noch genutzt, um die Wahl zu gewinnen
Vor kurzem bin ich auf das Buch „Mit Ignoranten sprechen“ von Peter Modler gestoßen, wo er diese Duelle als Ausgangspunkt nimmt, um zu zeigen, wie es möglich ist, dass man solchen Menschen, die er „Ignoranten“ nennt, etwas entgegensetzen kann.
Er sieht Ignoranten als Menschen, die beratungsresistent sind, Kritik nicht annehmen und sich ignorant verhalten. Aus seiner langjährigen Erfahrung als Kommunikationstrainer und Coach gibt er praxisnahe Tipps, wie man diesen schwierigen Gesprächspartnern begegnet und trotz Widerständen Erfolge erzielen kann. Das ist nicht nur für Kamala Harris interessant, sondern für uns alle, denn solche Menschen wie Trump gibt es in jeder Organisation oder Firma zuhauf.
Modler definiert Ignoranz als mehr als nur Wissensmangel. Für ihn ist Ignoranz oft eine bewusste oder unbewusste Haltung, bei der Menschen Informationen und Einsichten ignorieren, die ihre eigenen Überzeugungen und Ansichten infrage stellen könnten. Diese Haltung zeigt sich in verschiedenen Kontexten, sei es in Unternehmen, in politischen Diskussionen oder im privaten Umfeld. Ignoranz kann dabei zu einem massiven Hindernis werden, da sie den Dialog erschwert und sinnvolle Lösungen blockiert.
Wichtig ist es zu akzeptieren, dass es wenig nützt, Ignoranten mit reiner Faktenlage oder rationalen Argumenten zu begegnen, da diese oft gar nicht in der Lage sind, die Informationen aufzunehmen. Stattdessen braucht es ein tieferes Verständnis für ihre Ängste und Motive.
Als ein zentrales Element sieht er die Körpersprache und die innere Haltung. Denn Menschen kommunizieren nicht nur mit Worten, sondern vor allem durch ihre Körperhaltung, Mimik und Gestik. Wer mit Ignoranten spricht, sollte sich seiner eigenen Körpersprache und Ausstrahlung bewusst sein. Eine souveräne und ruhige Körperhaltung kann Ignoranten oft besser erreichen als viele Worte. Er betont, dass es wichtig ist, aufrecht und ruhig zu bleiben, auch wenn der Gesprächspartner aggressiv oder abweisend reagiert.
Modler führt in diesem Zusammenhang das Konzept der „leeren Mitte“ ein: Man sollte in schwierigen Gesprächen eine innere Haltung der Gelassenheit und Offenheit bewahren und sich nicht von Emotionen mitreißen lassen. Dies hilft, das Gespräch zu deeskalieren und eine konstruktivere Ebene zu erreichen.
Als Tipps, wie man Ignoranz in verschiedenen Situationen begegnen kann, sagt er unter anderem:
- Nicht sofort reagieren: Oft neigen Menschen dazu, auf Ignoranz mit sofortigen Gegenargumenten zu reagieren. Modler rät jedoch, erst einmal zuzuhören und eine Pause zu machen. Diese Pause gibt dem Ignoranten die Möglichkeit, seine Position zu überdenken und schafft Raum für eine andere Sichtweise.
- Fragen stellen statt Argumente liefern: Anstatt den Ignoranten mit Fakten zu konfrontieren, ist es oft hilfreicher, Fragen zu stellen, die zum Nachdenken anregen. Auf diese Weise fühlt sich der Gesprächspartner weniger angegriffen und kann selbst zur Einsicht gelangen.
- Gefühle ansprechen: Viele Menschen agieren aus emotionalen Beweggründen heraus. Indem man diese Emotionen anspricht, kann man oft eine tiefere Verbindung herstellen. Wenn der Ignorant beispielsweise aus Angst handelt, kann es helfen, diese Angst zu benennen und damit zu entkräften.
- Humor einsetzen: Modler betont die Kraft des Humors, um Spannungen zu lösen. Ein humorvoller Kommentar kann eine angespannte Situation entspannen und den Gesprächspartner öffnen, ohne ihn bloßzustellen.
Wir dürfen also gespannt sein, ob Kamala Harris einige dieser Tipps beherzigt. Unabhängig davon ist das Buch eine große Leseempfehlung, weil es argumentationsorientierte Menschen in eine andere Welt führt, die in der eigenen Arbeit sehr hilfreich sein kann.
Marcel Kneuer
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